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Juso AG Schriesheim-Dossenheim

Abtreibungen und Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland

Veranstaltungen

Zu diesem Thema luden am Freitag, dem 16. September, die Jusos Rhein-Neckar in Schwetzingen ein. Zusammen mit Anka Kreilein als betroffener Person, Kirsten Schmitz von ProFamilia sowie dem Karlsruher Gynäkologen Dr. Med. R. van Santen, welcher über ein aufgezeichnetes Videointerview integriert wurde, wurde das Themenfeld betrachtet. Anlässlich der Abschaffung des Paragrafen 219a aus dem Strafgesetzbuch, welcher es Ärzt*innen bisher verbot, Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen und Abtreibungen bereitzustellen, da diese durch den Paragrafen als "Werbung" gewertet wurden, moderierte Xenia Rösch, Vorsitzende der Jusos Rhein-Neckar, zusammen mit Jochen Lochner, Beisitzender im Vorstand, die Veranstaltung.

Kreilein hatte sich im Vorfeld bereit erklärt ihre Erfahrungen zu teilen und über die Abläufe zu sprechen. "Es ist krass, wie viel wir da nicht wissen, erst wenn wir betroffen sind", so Kreilein. Schmitz konnte die persönlichen Erfahrungen von Seite der Beratungsstellen von ProFamilia bestätigen, einordnen und ergänzen. Im Laufe der übergeordneten Sicht stießen die Gesprächspartner*innen schnell auf die bestehenden Missstände und Problematiken. Dr. med. van Santen pflichtete bei, dass die medizinische Methodik zu Schwangerschaftsabbrüchen und Abtreibungen nicht im Curriculum der Ärzt*innen verankert ist: „Vor dreißig Jahren waren die Fachärzt*innen nicht bereit sich mit Verhütungen zu beschäftigen.“ Die geschlechterbasierte Diskriminierung und damit einhergehende Tabuisierung benannte van Santen ebenfalls: „Die Pille verordnen als Gynäkologe? Nein, da gehen sie mal zu ProFamilia, da sitzen die ‚Mädels‘.", so gab er den damaligen Tenor wieder.

Die infrastrukturelle Unterversorgung ist dabei auch in der Generation sowie der Anstellung der Ärzt*innen begründet. Sind in den Niederlanden die meisten Ärzt*innen Angestellte, sind sie in Deutschland Freiberufliche und müssen Geld verdienen. „Man hat kein wirtschaftliches Interesse an dem Ausgang des Beratungsgesprächs, an dem Ausgang der Entscheidungsfindung der Frau.", wie van Santen die Trennung von Beratungsgesprächen in Klinken und Institutionen begründet. Schwierigkeiten mit Abtreibungsgegner*innen, welche sich vor Kliniken stellten und gezielt hilfsbedürftige Personen ansprechen, kamen zur Sprache. Van Santen gewann diesbezüglich bereits Gerichtsverfahren mit anschließendem Platzverweis, was Schmitz dazu brachte, ihre Forderung einer Schutzzone vor Kliniken zur ungestörten Gesundheitsversorgung an die Politik zu stellen.

Ärzt*innen dürfen eine Abtreibung aus ethischen Gründen ablehnen - insoweit keine medizinische Indikation vorliegt. Fraglich erschien den Anwesenden weitergedacht die Handhabung von Kliniken und Krankenhäusern, dann nicht ein Mindestmaß an sich bereiterklärenden Ärzt*innen einzustellen. Kirchliche Trägerschaften kamen in diesem Zug zur Sprache. Kreilein und Schmitz konnten erzählen, dass Frauen in Baden-Württemberg selbst mehrere hundert Kilometer fahren müssen, um zu einer Klinik zu gelangen. Das all diese Umstände, der weibliche Körper in der Medizin sowie eine zugehörige Infrastruktur politisch gerne im Schatten gelassen werden, war eine der erschreckenden Erkenntnisse des Abends. Kreilein betonte, wie wichtig dabei das reden darüber ist. Sie hatte während ihres Prozesses den Rückhalt eines unterstützenden Umfelds und Partners und teilte offen die Umstände ihrer Entscheidung und der Abläufe. Forderungen nach Übernahme durch die Krankenkassen, sexueller Bildung, Inklusion sowie der Schutzzonen vor Arztpraxen und der Integration der medizinischen Methodik in die ärztliche Ausbildung waren Konsenspunkte aller Beteiligten. Die Streichung des Themas aus dem Strafgesetzbuch, an welcher Stelle es aus juristischer Sicht eine Kuriosität darstellt - wie durch einen Beitrag aus dem Plenum ergänzt werden konnte - sowie die Beendigung der Stigmatisierung und Moralisierung des Themas mit der Anerkennung der weiblichen Gesundheitsversorgung waren weitere. Wie groß sich dabei das zu lange ideologisch nicht bespielte Themenfeld zeigte, bewegte die Teilenehmenden sowie Veranstalter*innen zur Idee der Weiterführung einer Veranstaltungsreihe; blieb doch vieles aufgrund des Umfangs offen.

 

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